Wir setzten unsere Vorstellungsreihe der Baby-Wearables fort. Nachdem wir das Fußband Sproutling und die Owlet Socke bereits vorgestellt haben, folgt nun mit Mimo das erste Wearable, dass bereits am Markt gekauft werden kann.
Baby-Body mit Überwachungsfunktion
Der Mimo Smart Baby Monitor ist ein Baby-Wearable, dass eingesetzt in den Strampler des Säuglings, Atmung, Schlafstatus und –position sowie weitere Werte überwacht. Das Baby-Wearable, entwickelt und produziert in Bosten (USA), sendet die gesammelten Daten an eine Basisstation. Von dort gelangen die Daten in eine Cloud und werden an die App des Users gesendet, der dann die aufbereiteten Daten anschaulich interpretieren kann.
Mimo besteht aus folgenden Teilen:
- Strampler (Kimono)
- Dem als Schildkröte geformten Bluetooth Transmitter
- Der Empfangs- und Ladestation, genannt Lilypad
- Audio- und Stromkabel
Baumwollstrampler mit moderner Wearable-Dockingstation
Mimo kommt mit einem üblichen Baumwollstrampler, der an der Vorderseite über dem linken Bein eine kleine Aussparung hat, die als Aufnahmefläche für das eigentliche Wearable verfügt. Zusätzlich sind unter dünnen grünen Vinyl-Streifen Sensoren eingearbeitet, welche das Heben und Senken des Brustkorbs des Babys messen. Das Starterkit enthält gleich drei Kimonos. Allerdings muss bei der Bestellung zwischen den Größen für das jeweilige Kindesalter 0-3, 3-6, und 6-12 Monate gewählt werden. Es lassen sich aber problemlos weitere Strampler nachbestellen. Der Kimono kann über oder unter anderer Kleidung getragen werden und ist Waschmaschinen geeignet.
Baby-Wearable in Schildkrötenform
Die eigentliche Messeinheit, eine aus Plastik geformte Schildkröte, misst, eingesetzt in die passende Stelle im Strampler, Atmung, Schlafaktivität, Schlafposition und Hauttemperatur. Zusätzlich kann über ein Mikrophon dem Baby gelauscht werden. Diese Daten werden via Bluetooth Low Energy (BLE) an die Empfangsstation gesendet. BLE etabliert sich als Standardübertragungsweg für Baby-Wearables. So nutzen auch Sproutling und Owlet, diese besonders durch sehr geringen Energieverbrauch wie geringe Sendeleistung gut geeignete Technologie. Durch die Nutzung des 2,4 GHZ-Bereichs ist die Reichweite auf ca. 10 Meter beschränkt, dafür entstehen aber keinerlei Sendeinterferenzen mit Smartphones oder Wlans. Durch die sehr geringe Milliwattleistung des Wearables fällt die elektromagnetische Strahlung ebenfalls sehr gering aus, was der Strahlungsintensität vorbeugt. Das Wearable ist rund um geschlossen und enthält keine Öffnungen, dies ist vor allem beim Reinigen ein großer Vorteil.
Empfangsstation gleichzeitig Ladestation mit Internetzugriff
Lilypad dient gleichzeitig als Empfangsstation für die vom Transmitter übermittelten Daten, wie auch als Ladestation für diesen. Der Hersteller empfiehlt eine ideale Entfernung von 1,5 Metern zischen Sende- und Empfangseinheit für beste Übertragungsqualität. Lilypad sendet die Daten ins Internet an die Mimo-Cloud von wo die Daten dann auf die Smartphone-App gelangen. Die Empfangsstation gibt per LED mit verschiedenen Farben (von Rot bis Grün) den Zustand von Verbindung und Akkuladung an. Eine Akkuladung soll für fünf Nächte reichen und nur eine Stunde zur vollen Ladung benötigen. Geladen wird die Schildkröte kabellos, die Ladeeinheit wird über einen herkömmlichen USB Mirco-B-Anschluss mit Strom versorgt.
App-Daten per Link an den Babysitter teilen
Die Mimo-App gibt es für iOS genauso wie für Android. Praktisch: Via einem 24h lang gültigen Link, lassen sich die Daten von Mimo an beliebig viele Devices sharen. So ist der Babysitter auch schnell mit den wichtigen Informationen des Wearables versorgt, jedoch nur solange dies auch erforderlich ist.
Die App erfasst die Überwachung das Kleinkind automatisch und legt ein entsprechendes Nutzer-Profil an. So lassen sich auf einer Timeline verschiedene Events wie Schlafpositionswechsel oder das Aufwachen des Kindes für die letzten zehn Stunden ablesen (Mimo will diesen Zeitraum weiter ausbauen). Gleichzeitig können beliebig viele Alarme eingestellt werden, z.B. für: Positionswechsel, Unregelmäßige Atmung, aufwachen, Rückenlage, Bauchlage etc. die den Nutzer dann auf eine Veränderung aufmerksam machen sollen.
In der App lassen sich auch mehrere Schildkröten verwalten, so dass Mimo auch mit Zwillingen oder mehreren Kindern funktioniert.
Datenschutz – Daten meiner Kindes in der Cloud?
Wozu sich weder Sproutling noch Owlet bisher geäußert haben, stellt Mimo klar: die erfassten Daten wie auch die live Audiodaten werden vom Transmitter an die Ladestation und vor dort direkt in die Cloud gestreamt. Die erfassten Daten erreichen also erst die Cloud und dann via App das Smartphone. Dies birgt eventuell zwei Probleme:
- Die kleine Schildkröte wird zur Wanze im Kinder- oder Elternzimmer (je nachdem wo das Kind schläft)
- Mimo lässt sich ohne Internetzugang nicht nutzen.
Wie dies im Detail bei der Konkurrenz funktionieren wird, ist bisher kaum bekannt, wir werden versuchen, hierzu weitere Informationen zu erhalten.
Keine Werbung mit der Angst
Interessant ist die Werbung von Mimo: Mimo argumentiert nicht damit, dass Kleinkinder überwacht werden sollen, um Unsicherheiten über den Zustand des Nachwuchses bei den Eltern aufzuklären. Es geht vielmehr um „Mommybrain“ und „Daddybrain“.
Mommybrain/Daddybrain beschreibt einen Eltern-Zustand, welcher der extremen Belastung durch den Nachwuchs geschuldet ist. Dieser Zustand kann in der Extremform mit Erinnerungsverlust einhergehen und wird begleitet von Magenproblemen, Schlafmangel, bedrückenden Gefühlen, Unausgewogenheit und Schlappheit. Viele Eltern werden von einigen dieser Symptome grade in den ersten Monaten mit ihrem Nachwuchs ein Lied singen können. Mimo soll dabei helfen, die Zeit zu finden, wann das Kind am besten schläft um die Eltern während dieser Zeit in Ruhe schlafen zu lassen. Mit Mimo kann man nun also ohne Sorgen und möglichst wenig Belastung, Ruhe für sich selbst zu finden, so jedenfalls suggeriert es die Werbung. Es sei erwähnt, dass Mimo ist kein medizinischen Produkt ist und kann daher einen Atemstillstand des Babies oder den Krippentod (SIDS) nicht verhindern kann.
199,99 $ für das Starter Kit
Der Mimo Smart Baby Monitor ist bisher nur in den USA zu kaufen. Dort liegt der Preis für das Starter Kit bei 199,99 $ (incl. 3 Kinomos). Das Refill Kit mit zwei weiteren Strampeln kostet 29,99 $. Der Preis liegt dabei etwa in der gleichen Kategorie wie der Wettbewerb.
Fazit: Anderes Konzept mit anderen Überwachungswerten
Mimo wirkt gut durchdacht und verfügt als einer der ersten Baby-Wearable-Hersteller, bereits über ein kaufbares Produkt am Markt. Wer die Bewegung und das Heben und Senken des Brustkorbs seines Nachwuchses überwachen möchte, ist bei Mimo sicherlich in guten Händen.
Allerdings: Wer Mimo nutzen will, kommt am zugehörigen Strampler nicht vorbei. Ist keiner der drei Strampler grade nicht zur Hand, weil in der Wäsche, kann der Baby-Monitor nicht genutzt werden. Die erhoben Daten über die Atmung sind zudem reine Bewegungsdaten. Dadurch, dass das Wearable nicht eng auf der Hautsitzt, kann es keine Daten zu Puls-/Herzfrequenz oder Sauerstoffanteil erfassen. Sproutling und Owlet gehen hier weiter und bieten mehr Überwachungswerte bei gleichzeitiger größerer Flexibilität im Produkt. Hier bleibt natürlich abzuwarten, ob sie die Versprechen am Markt erfüllen können, denn bisher sind beide Konkurrenz-Baby-Wearables noch nicht zu kaufen. Wer also jetzt schon ein Baby-Wearable haben möchte und nicht mehr warten will, sollte sich ein Mimo-Kit kaufen.
Update (29.12.2014):
Folgende offene Fragen können wir nach Kontakt mit „Rest Devices“ beantworten:
Mimo funktioniert nur mit einer bestehenden Internetverbindung, da die Daten via WiFi zuerst in der Cloud übertragen werden um dann auf die Smartphone-App zu gelangen.
Jegliche erfassten Daten werden dauerhaft (wenn der Baby-Monitor in Funktion ist) an die Cloud gesendet. Das umfasst: Aktivität, Hauttemperatur, Atem-Daten, Tonübertragung (wenn aktiviert), Zeitpunkt und Device-ID. Dann werden diese Daten auf der Servern verarbeitet. Die verarbeiteten Daten gelangen dann auf das Endgerät, wo sie per App angezeigt werden.